13. Juli 2016

Rezension zu "Cash Landing - der Preis des Geldes" von James Grippando


Das Buch "Cash Landing - Der Preis des Geldes" von James Grippando ist die Geschichte von abgehalfterten Kriminellen, denen der große Wurf aufgrund von genial einfachen Ideen gelingt und die sich dann in Ungereimtheiten und Leichtsinnigkeit verstricken, sich selbst damit Fallen stellen, so dass die Ermittler (und auch die Leser) fast Mitleid mit ihnen haben, es ist eine großartige und sehr unterhaltsame Geschichte, die sich auf ungeahnt geniale Weise zum harten Thriller entwickelt.

Inhalt:
Nachdem Ruban sein Haus und sein Restaurant unverschuldet an die Bank verliert, beschließt er, das Glück selbst in die Hand zu nehmen: Jeden Tag landen Flugzeuge mit riesigen Mengen Bargeld an Bord auf dem Miami Airport, die für die Federal Reserve Bank bestimmt sind. Zusammen mit seinem nichtsnutzigen Schwager Jeffrey und dessen kleinkriminellen Onkel Pinky stiehlt er sieben Millionen Dollar. Dies ruft nicht nur das FBI auf den Plan. Die Möchtegern-Gangster sehen sich plötzlich mehr und mehr im Fokus von wirklich schweren Jungs - nicht zuletzt dank Jeffreys zunehmender Eskapaden. Während Ruban versucht seinen Schwager im Zaum und ihnen FBI und Verbrecher vom Hals zu halten, muss er erkennen: Die richtigen Probleme fangen mit dem Geld erst an!

Anfangs ausgestattet mit vielen komödiantischen und herrlich klischeehaften Elementen hat der Hautpakteur und Drahtzieher Ruban alle Sympathien des Lesers auf seiner Seite. Er braucht dringend Geld, um sich und seine Frau aus der Finanzkrise von 2008 zu retten, seit der er nicht einmal mehr Geld für eine Autoreparatur oder ein Schmuckstück für seine Frau zum Geburtstag hat. Der todsichere Coup zum Raub von 7 Millionen Dollar gelingt völlig mühelos, doch damit beginnen die Probleme erst.
Fast slapstickhaft geht nach dem Coup bedingt durch die Dummheit der Beteiligten so viel schief, dass man als Leser Ruban wirklich wünscht, dass endlich mal etwas positives passiert, doch dass genau dies nicht der Fall ist, macht eben den Reiz des ersten Teiles des Buches aus.
Gleichzeitig ist der leichte Auftakt die geniale Basis für den Wandel der Geschichte zur Tragigkomödie und noch später zur harten und bösen Thriller, bei dem bis zum Showdown völlig unklar bleibt, ob irgendwer der Hobby-Gangster mit dem Leben aus der Misere herauskommt.

Im gleichen Zuge, wie sich das Buch durch das Auftauchen von richtig bösen Kriminellen, die in altbekannter Manier denen, die das Kastanien aus dem Feuer geholt haben, die Beute abjagen wollen, immer mehr zum Schwarzen Thriller entwickelt, erfährt man mehr aus Rubans Vergangenheit. Dadurch erscheint er als Charakter nicht mehr ganz so makellos und sympathisch.
Zunächst hat man den Eindruck, dass Ruban bedingt durch äußere Umstände allein straffällig wurde, mit fortschreitender Handlung taucht jedoch ein background auf, der ein anderes Bild zeichnet.

Die Ermittler des FBI sind genau wie die bösen Gangster der Bande dicht auf der Spur, doch die erfolgreichen Geldräuber um Ruban machen sich weiter das Leben schwer, zerfleischen sich mittlerweile gegenseitig, bauen durch Gier und Verrat ihre persönliche Hölle weiter aus und spielen damit ihren Gegenspielern in die Hände. Das Lügennetz, das Ruban zum Schutz der Bande ursprünglich schlau erdacht und situationsbedingt weiter gestrickt hat, bekommt immer mehr Löcher, durch die nicht zuletzt seine geliebte Frau Savanna blicken kann.

Das Buch, beruhend auf einer wahren Begebenheit, weiht den Leser von Beginn an in den Millionencoup ein und verfolgt auf höchst spannende und schlaue Weise die Probleme, die sich für Ruban und seine aus der Not heraus zusammengewürfelte Bande nach dem Überfall ergeben.
Mit Fast angehaltenem Atem verfolgt man zum einen den Ausgang des Geschehens, das sehr intelligent aufgebaut und erzählt und oft nur durch Verdachtsmomente geprägt ist, die zum Rätseln anregen, zum anderen begleitet man die im Laufe der Geschichte immer mehr nach vorn tretenden FBI-Ermittler und wirft gleichzeitig Blicke in Rubans Vergangenheit.
Das Ergebnis ist ein für mich rundum gelungenes Buch, das mich nicht zuletzt durch den Aufbau der Story beeindruckt und überrascht hat. Einfach genial, wie anfangs komödiantisches Geplänkel immer tragischer und am Ende zum Thriller wird. Es ist gleichzeitig die Beschreibung eines eindrucksvollen persönlichen und sozialen Dilemmas der Hauptcharakters, der durch Lügen und die daraus resultierenden tragischen Folgen keine Auswege mehr zu haben scheint.
Ich vergebe fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Erschienen bei Harper Collins
Broschur
11.04.2016
ISBN 978-3959670272
16,99 €


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