18. Juli 2016

Rezension zu "A wie B und C" von Alexandra Kleemann


Der mit dem Bard Fiction Prize 2016 ausgezeichnete Roman "A wie B und C" stammt aus der Feder der 1986 geborenen Autorin Alexandra Kleemann und ist ihr Roman-Debüt.

Klappentext:
A ist eine attraktive junge Frau. B ist ihre Mitbewohnerin, die um jeden Preis so aussehen möchte wie A. C ist der Freund von A und schaut mit ihr am liebsten Haifisch-Dokumentationen oder Pornos. Als A eines Tages verschwindet, ahnen B und C nicht, dass sie sie womöglich nie wiedersehen werden.
A wie B und erzählt mit scharfem Blick und hintergründigem Humor von unserer Obsession, perfekt zu sein: wie Realityshows, Werbung und abstruse Trends uns in Beschlag nehmen und zu Leibeigenen unseres Körpers machen.

Mich erinnert das Buch zum einen an eine sehr langsam erzählte Science Fiction - Geschichte, in der die Handlung selbst zugunsten der Charaktere in den Hintergrund tritt. Andererseits ist es eben kein Science Fiction, was den Inhalt des Buches ausmacht, sondern sehr realer, greifbarer und absurd übertriebener Körperkult und seine Auswirkungen auf der einen Seite, die Nichtigkeit und Langweiligkeit des nebeneinander her Existierens zum anderen.
Daraus resultiert eine sehr seltsame, absurde und eindringliche Geschichte, in der bedeutungslose Handlungen wie das Schälen einer Orange extrem bedeutsam werden, Realityshows tatsächlich die Realität bestimmen und schräger Esskult Ausdruck in einer Kirche der Gemeinsamen Esser findet, die sektenartige Züge aufweist und die die Menschen von der Last, einen Körper zu besitzen, befreien wollen.
Verwirrt und auf der Suche findet man als Leser dazwischen die Protagonistin A, die ihr Gesicht täglich hinter dicker Schminke versteckt, deren Mitbewohnerin B ihre Identität und ihr Leben okkupiert und deren Freund C sein Leben vor der Glotze mit Dosennahrung verbringt.

Das Buch ist ein extremer und unbequemer Spiegel, der dem Leser vorgehalten wird, ohne dass wirklich Handlung stattfindet, wodurch es sicherlich stark polarisiert. Das Thema ist verwirrend und um ehrlich zu sein keines, von dem ich gerne lese, denn ich schaue in den Spiegel und finde mich an manchen Stellen wieder. Die Atmosphäre, die das Buch vermittelt, ist düster, bedrückend und letztlich hoffnungslos.
Das Buch enthält viele merkwürdige Passagen, die die Verwirrung beim Leser auslösen. Dazu gehören zum Beispiel die Werbespots für Kandy Kake, einem synthetischen süßen Snack (der übrigens tatsächlich existiert), in dem ein ausgemergelter Kater verzweifelt immer wieder versucht, einen dieser Kuchen zu ergattern oder auch die Supermarktketten Wally, in denen die gefragtesten Produkte schwer auffindbar sind und zu diesem Zweck Regale auf Schienen ständig umplaziert werden.

Wesentliches Medium ist ungewöhnlicherweise das Fernsehen, sozialen Netzwerken oder dem Internet kommen keinerlei Bedeutung zu. Damit erfolgt die Beeinflussung nicht durch Kommunikation und Austausch, sondern durch einseitige Manipulation. Ebenso ungewöhnlich ist, dass keine Namen von Personen oder Orten genannt werden.

Es ist sicher nicht leicht, sich auf das Buch einzulassen und bei der Stange zu bleiben. Mir hat die abgedrehte und sehr ungewöhnliche Idee sowie deren Umsetzung gut gefallen, ich vergebe 4 Sterne dafür.



Alexandra Kleeman – A wie B und C 
Roman, Literatur

Original: You Too Can Have a Body Like Mine
Aus dem Englischen von Guntrud Argo, Michael Kellner
Hardcover
Format: 11,6 x 18,5 cm , 352 Seiten 
ISBN: 978-3-0369-5734-0 
21,90 EUR

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.